Ja, nun stand er an, der Halbmarathon in Kiel. Ursprünglich wollte ich sogar den ganzen laufen, aber nach den träge laufenden Monaten November und Dezember habe ich mich ganz schnell umentschieden.
Und da wir noch nie in Kiel waren, hat sich Frank auch angemeldet und wir uns ein ganzes Wochenende im Hotel eingemietet. Und Freunde aus Hamburg gleich mit dazu, da wir es immer nicht nach Hamburg schaffen :-).
Die Anreise erfolgte mit der Bahn, weil, als ich die Tickets vor Wochen gebucht hatte, man in dieser Jahreszeit auch mit Schnee und Eis rechnen muss. Am Freitag Nachmittag in Kiel angekommen, empfing uns kein Schnee, aber Regen mit gefühlter Windstärke 10. Schon auf dem Fußweg zum Hotel hat es uns ganz schön durchgewedelt.
Anschließend wollten wir uns in der Innenstadt etwas umschauen, aber ein Vergnügen war das bei dem Wetter nicht. Also steuerten wir das "Bolero" an, um in der Happy Hour jeder 2 Cocktails zu trinken. Danach ging es weiter zu den bestellten Plätzen bei einem Italiener, wo wir einen sehr schönen Abend zu viert verbrachten.
Ein Glas Rotwein sorgte dann bei mir noch für die nötige Bettschwere, so dass ich wirklich gut geschlafen hatte. Nicht mal das Glockengeläut der nahen Kirche hat mich so wie die anderen gestört.
Aber ich war auch relativ unaufgeregt, da ich nicht auf Teufel-komm-raus laufen wollte, denn nach dem Lauf wollte ich auf keinen Fall fußlahm sein.
Nach dem Frühstück sind wir dann die 500m zum Ostseekai gegangen, Start- und Zielgelände mit Toiletten. Wirklich gut, auch brauchte man nicht im kalten Wind stehen. Dann haben wir vor dem Start noch Lizzy getroffen und kurz geplauscht. Die Kleiderfrage war ein schwieriges Thema, ich hatte mich für langärmeliges Shirt plus Weste und Mütze entschieden. Dann habe ich im letzten Moment doch die Weste gegen die Laufjacke getauscht, weil trotz Sonne ein kalter Wind blies. Und damit einen absoluten Fehlgriff getan...
Nach dem Startschuss ging es nur langsam voran, nach ca. 40s bin ich über die Startlinie. Am Anfang auch nicht so schnell und dann hatte ich ein lockeres Tempo gefunden. Ein Blick auf den Forerunner ergab 5:40min/km, so schnell wollte ich gar nicht laufen. Aber bei Sonnenschein und Rückenwind lief es gerade so gut. Nach ca. 3km lief Frank an mir vorbei, er stand am Start weiter hinten, und fragte, was ich denn vorhabe. Aber da merkte ich schon, dass ich viel zu warm angezogen war. Ein paar Kilometer weiter lief mir der Schweiß trotz Mütze sogar in die Augen. Schönes Gefühl!
Aber nach 4 km war die Herrlichkeit vorbei. Dort ging es ein längeres Stück bergauf bei fiesem Gegenwind. Für mich das Zeichen, nun endlich Tempo rauszunehmen. Die Strecke ist noch lang. Kurz nach der Nordwende dann die erste Getränkestation. Dort dann in Ruhe je einen Becher warmen Tee und warmes Wasser getrunken. So habe ich es dann bei jeder Station gehandhabt. Bei meinem Schwitzen brauchte ich auch genug Nachschub. Die erste Runde lief ganz gut, auch wenn auf dem Rückweg schon Gegenwind aufkam. Die Strecke war nicht abgesperrt und es waren auch Fußgänger aller Art auf dem Kai unterwegs. Aber ich bin nicht behindert worden und einige haben auch applaudiert. Durch die eine viertel Stunde vor uns gestarteten Marathonis war immer Betrieb auf der Laufstrecke. Man war nie allein unterwegs, es war aber auch nicht übervoll. Zwischendurch bin ich dann auch mal Frank und Lizzy begegnet und einmal sogar dem laufwalkenden Martin. In der 2. Runde wurde es dann auch etwas schwerer, vor allem von km 17-20 mit heftiger werdendem Gegenwind und nachlassendem Sonnenschein.
Auf der Zielgeraden überholte mich dann eine Läuferin und bedankte sich, dass ich sie die ganze Zeit gezogen habe. Ich konnte mich auch erinnern, sie nach der Getränkestation bei km 14 überholt zu haben. So ist sie dann knapp vor mir ins Ziel, ich hatte keine Lust auf einen Schlussspurt, so wie ich mich bei dem Lauf auch nicht quälen wollte. So bin ich mit 2:06:27 (brutto 2:07:05) zu meiner schlechtesten HM-Zeit gekommen. Ich wäre an dem Tag definitiv nicht unter 2h gelaufen, aber ein wenig schneller wäre schon gegangen. Denn ich habe beim Trinken gebummelt und mein Puls ist nach der "Schnellstartphase" nach unten gegangen und auch geblieben. Und der Muskelkater ist auch ausgeblieben, nur ein wenig schwere Beine wie nach einem langen Lauf hatte ich.
Im Ziel bin ich dann dem Martin über den Weg gelaufen und er meinte, warum ich am Ohr blute. Nach kurzem Stutzen fiel mir des Rätsels Lösung ein: ich hatte unter der Mütze so geschwitzt, dass meine frischen roten Strähnchen ausgelaufen sind ;-).
Dann habe ich mir was von der üppigen Zielverpflegung geschnappt, etwas übergezogen und dann sind wir zum Hotel. Und weil uns bei dem immer stärker werdenden Wind kalt wurde, haben wir das im flotten Laufschritt erledigt, was kein Problem war.
Frank ist übrigens knappüber 1:50 h gelaufen. Für ihn eine Super-Zeit, wenn man bedenkt, dass er 3 Wochen vorher wegen eingeklemmten Ichias-Nerv nicht gehen, geschweige denn laufen oder trainieren konnte.
Nach dem Duschen ging es dann zu viert in die Kieler Brauerei zum Kohlehydrat-Speicher auffüllen, aber das Kieler Bier soll nicht so schmecken. Ich habe mich an das Weizen aus Bayern gehalten ;-). Anschließend sind wir noch einige Kilometer zu Fuß durch die Stadt, aber das Wetter wurde immer ungemütlicher. Den Abend beendet haben wir dann im Hotelzimmer bei einem Glässchen Rotwein. Das Witzige war, dass unsere Freunde am Abend nicht weniger geschafft waren als wir. Nur wir hatten 21 km mehr in den Beinen ;-).
Aber sie haben wunderschöne Fotos geschossen, die ich leider noch nicht habe und später hier einstellen werde.
Fazit: Kiel ist bestimmt eine Reise wert, aber um diese Jahreszeit wie ausgestorben. Der Lauf ist bei mitspielendem Wetter auf jeden Fall zu empfehlen und damit auch bestzeitentauglich. Das Drumherum stimmt und auf dieser Pendelstrecke ist man nie allein. Auch für schnelle Marathonläufer ist noch genug auf der Strecke los. Und für mich war es schon beeindruckend, wie sie an einem vorbeiflogen. Das bekommt man bei einem Lauf über eine Runde gar nicht mit, wie schnell eigentlich schnell ist, wenn man selbst langsamer ist ;-).
5 Kommentare:
Na endlich Anett!!! Danke für den Bericht und die Information, daß Du nun rote Strähnchen hast ;-) Oder hattest??? Deinem Frank herzlichen Glückwunsch zu seiner tollen Zeit, besonders nach dem Handicap der letzten Wochen. Klasse.
Ich glaube, Kiel reizt mich trotzdem nicht, irgendwie kommt mir das nicht behaglich rüber... brrrh, ich bin ein Weichei! Na und!
Jetzt isser ja da, der Bericht! *jubel*
Hui, da hast du aber ordentlich schwitzen müssen, du Arme. Schwitzen bis zum Ohrenbluten, das hab ich auch noch nie gehört ;-))
Auf jeden Fall Glückwunsch zum erfolgreich gefinishten HM, denn es ist doch ein richtig gutes Gefühl, wenn man hinterher das Gefühl hat, das nächste Mal geht da noch mehr. Und das wird es!
Kathrin, die Glückwünsche habe ich ausgerichtet. Die roten Strähnchen habe ich noch, ein bisschen Farbe ist mir noch geblieben. War für mich übrigens Premiere dieser Art ;-).
So schlimm war Kiel nun auch wieder nicht. Und du bist doch kein Weichei, du doch nicht. Hast du mal in die Ergebnislisten geguckt? Da hast du echt Podestchancen.
Danke, Hase. So geschwitzt habe ich bisher nur im Sommer. War aber auch selbst schuld.
Mal sehen, wie es in Berlin im April läuft. Der soll schon etwas schneller werden. Habe aber aus Solidarität mit dir eine faule Woche eingeschoben ;-).
Hier nochmal Glückwunsch! und schön, dass wir uns dann doch noch begegnet sind :-)
Die Klamottenwahl fand ich ja von Anfang an ein bisschen zu eingemummelt. Aber es war bei mir eher so, dass ich für mich unsicher wurde ob der Westen-Ärmel- und Kopfbedeckungslosigkeit bei eher dünnem Shirt im Sturm. Was dann aber wohl doch die bessere Wahl war. Warm wurde es mir trotzdem noch.
Lizzy, es hat mich auch sehr gefreut, dich kennenzulernen :-).
Mit meiner Kleiderwahl habe ich mich belatschern lassen. Sogar mein Mann, der sonst sehr wenig anhat beim Laufen, hatte 2 Shirts + Weste an.
Ich hatte ja schon das dünnere Outfit an, aber da der Kleiderrucksack kurz vor dem Start greifbar war... Ich hatte sogar kurz überlegt, bei km 10 mich umzuziehen. Unsere Bekannten hatten die Klamotten ja bei Mann.
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