Sonntag, 3. August 2008

Unglaublich, aber wahr - eine neue PB

Ich bin zurück aus dem Urlaub, der sehr schön war und von dem ich auch noch berichten werde. Aber erst muss ich noch etwas anderes loswerden: meinen Bericht von der City-Nacht gestern in Berlin.

Dieses Jahr lief es bisher überhaupt nicht bei mir. Viele Läufe waren schwerfällig, schon beim Loslaufen hatte ich oft schwere Beine, richtig Blei in den Waden. Die Wettkämpfe wurden im Laufe der Saison immer schlechter, nur der Berlin-HM im April war eine Ausnahme. Vorläufiger "Höhepunkt" war dann die 10 km beim Berliner Frauenlauf im Mai, den ich mit 59:24 min gerade so unter einer Stunde bewältigte. Und ich hätte keinen Deut schneller gekonnt. Meine Bestzeit von 53:18 min aus dem letzten Jahr schien unerreichbar.

Danach lies ich eine Blutuntersuchung vornehmen, die wie befürchtet akuten Eisenmangel aufdeckte. Somit war die Ursache meiner Schlappheit beim Laufen gefunden. Seit Mitte Juni nehme ich nun Medikamente zum Speicher auffüllen und ich habe es auch mit dem Laufen sehr ruhig angehen lassen. Eigentlich hatte ich die Saison in Hinsicht auf neue Bestzeiten abgehakt. Nur den Berlin-Marathon, für den ich bereits angemeldet war, wollte ich möglichst in unter 4:30 h laufen.

Doch schon recht bald spürte ich Fortschritte. Die Pulsbereiche wurden niedriger, die gelaufenen Geschwindigkeiten dabei sogar höher. Mittlerweile konnte ich in unteren Pulbereichen laufen, wie ich sie so noch nie erreicht hatte. Aber ich habe immer nur Grundlagentraining gemacht. Kurz vor Urlaubsbeginn vor 2 Wochen habe ich meine Werte mal bei Daniels eingegeben, der mir für 10 km eine neue Bestzeit um 53 min voraussagte. So ganz glauben wollte ich das nicht, denn ich verzichtete auf Tempotraining. Aber über die Tendenz war ich schon sehr erfreut.

Dann begann der Urlaub in Dänemark und mit ihm wunderschöne aber auch anstrengende Läufe an der Ostsee, wo es immer sehr windig war. Gleichzeitig begann auch mein Marathontrainingsplan und mit ihm gab es auch die ersten beiden Tempoläufe: 5 km in 6:00 min/km und 3x1000m in 5:30min/km. Ich hielt mich an diese Vorgaben, merkte aber, dass nach oben noch einiges an Luft vorhanden ist.

So ging es nach Berlin und ich hatte keine Ahnung, was ich nun wirklich zu laufen imstande bin. Im Parkhaus des Hotels passierte mir noch ein Malheur, als ich mich beim Gepäckanheben verhob. Das hat dann auch unsere geplante Shoppingtour arg abgekürzt und ich habe mit dem Hotelbett vorlieb genommen, um den Rücken zu entlasten. Ich dachte, dass kann nicht wahr sein. Lange hatte ich Ruhe vor solchen Attacken und nun ausgerechnet jetzt so kurz vor einem Wettkampf. Das Liegen bekam mir aber ganz gut und so sind wir zusammen zum Start gegangen. Dort habe ich mich dann von Frank verabschiedet, denn er wollte sich weiter vorn einsortieren, um nicht soviel Slalom laufen zu müssen. Dann habe ich mich eingelaufen und dabei bei jedem Aufsetzen des rechten Beines die Schmerzen im Rücken verspürt. Na, das kann ja heiter werden. Ich bin dann bei dem 55min-Schild über die Absperrung geklettert und habe so den Start mit den vielen anderen Läufern abgewartet und immer mal wieder gedehnt. Das ganze zog sich noch eine Weile hin, denn ich war dann erst in der dritten und letzten Startgruppe, die ca. 7 min später auf die Strecke ging.

Als es dann endlich losging, habe ich keine Schmerzen mehr gespürt, sondern bin einfach losgelaufen. Adrenalin pur! So locker und leicht bin ich noch nie einen Wettkampf angegangen. Mein Blick auf den Garmin verriet mir eine Pace unter 5min/km, doch der Puls war auch sehr niedrig. Ursprünglich wollte ich mit 5:30 anlaufen, doch davon war keine Rede mehr. Ich entschied dann, die Pace-Anzeige wegzublenden und mich nur nach dem Puls zu orientieren, um nicht zu überziehen. Und weiter ging es, als ob ich schweben würde. Die ersten beiden km in jeweils 5:05 min/km, ab dem dritten stimmte mein FR leider nicht mehr mit der offiziellen Markierung überein. Irgendwie hat er mit dem Ku´damm ein Problem, denn schon im letzten Jahr hatte ich 290 Meter mehr auf dem Display, während es bei Frank genau die 10 km waren. So habe ich dann nur bei dem 5km-Schild auf meine Zeit geschaut und so nebenbei mit 25:45min eine neue PB erzielt. Lt. FR waren es sogar nur 25 min. Dann ging es wieder auf den Ku´Damm, wo die Zuschauer eine phantastische Stimmung machten. Ab km 7 fiel es mir dann etwas schwerer und auch mein Rückenschmerz meldete sich wieder. Aber er war nicht hinderlich. Als dann 500 Meter weiter die Kehre geschafft war und das Ziel immer näher kam, bin ich nur noch gelaufen, ohne Rücksicht auf irgendwelche Werte. Und ich habe immerzu überholt, ich stand ja auch relativ weit hinten, so dass ich oft Slalom laufen musste.
Dann war endlich die Zielanzeige sichtbar und als ich was von 58 min lesen konnte, war ich überglücklich. Meine selbstgestoppten 51:29 min stimmten sogar mit der offiziellen Zeit überein und ich habe das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen.
Unglaublich! Ich habe meine Bestzeit um fast 2 min unterboten und war 8(!)min schneller als vor 11 Wochen. Und das fast ohne Tempotraining. Was so ein bisschen Eisen doch bewirken kann.

Somit habe ich mein Saisonziel für die 10 km mit sub 52 min erreicht und ein neues Ziel vor Augen. Denn ich bin nun felsenfest überzeugt, dass ich auch unter 50 min laufen kann. Aber nicht mehr in diesem Jahr!

Heute habe ich nicht mal Muskelkater, aber mein Rücken schmerzt und wird wohl noch ein paar Tage rumzicken. Aber ich kann laufen und das zählt.

14 Kommentare:

Blumenmond hat gesagt…

Hammer, Du bist ja schnell! Glückwunsch und es ist toll, wenn nach dem Tief das Hoch kommt!

Aber so einen gigantischen Schritt von einem zum anderen Lauf. Ich geh gleich mal meine Eisentabletten aus dem Schrank kramen - legales Doping oder so!

Anonym hat gesagt…

Hallo Anett,

ohja, man mag wirklich nicht glauben, wie so eine Eisenmangelanämie ausbremst. Vor allem, weil sich das ganz schleichend anbahnt, zunächst jedenfalls. Und dann kommt irgendwann der Tiefpunkt, wo es rasant bergab geht mit den Leistungen und hoch mit dem Puls.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, 2005 wurde das bei mir aufgedeckt.
Nach Deiner Halbzeit zu urteilen, bist Du wunderbar gleichmäßig gelaufen, auch das finde ich klasse.
Herzlichen Glückwunsch also zu dieser neuen Bestzeit, die sicher nicht lange bestehen bleibt - da geht noch mehr!
Grüße aus dem Tal
Manu

Hase hat gesagt…

Irre!!! Super. Ich bin stolz auf dich. Das ist eine Wahnsinnszeit!!

Jörg hat gesagt…

Super, das klingt doch fast unglaublich.

Gratulation

Jörg

Anonym hat gesagt…

WoW - Herzlichen Glückwunsch!

Kathrin hat gesagt…

Jap, jap, jap, ich freu mich für Dich Anett!!! Das ist doch ein richtig geiler Urlaubsabschluß! Herzlichen Glückwusch zu dieser Wahnsinns-Verbesserung, bei den nächsten STadtmeisterschaften werde ich wohl nicht mehr so einfach wie im letzten Jahr meine Punkte sammeln können ;o)

Anonym hat gesagt…

DAS ist ja mal ein Ergebnis! Da hast Du wohl den Turbo eingeschaltet. Toll, herzlichen Glückwunsch. Da hast Du wirklich ein schönes Ziel fürs nächste Jahr und wirst es auch schaffen.

Anett hat gesagt…

Danke euch allen für die lieben Glückwünsche.

@Anja, mir kam es tatsächlich wie Doping vor ;-).

@Manu, ich habe mittlerweile den Verdacht, schon bei meinen ersten Wettkämpfen vor einem reichlichen Jahr Eisenmangel gehabt zu haben, der dann eben immer schlimmer wurde. Diese Zeit war schon deshalb so überraschend für mich, weil man das, was ich in den letzten Wochen betrieben habe, nicht wirklich systematisches Training nennen konnte.

@Hase, Jörg und Lizzy, auch danke an euch.

@Kathrin, das mit den Punkten lassen wir mal wie gehabt ;-). Du läufst schon in einer anderen Liga. Aber mein Ziel behalte ich im Auge und der 2. Platz gefällt mir auch :-).

@Michi, mir kam es übrhaupt nicht wie Turbo vor. Die langsamen Zeiten vor wenigen Wochen waren gefühlt viel anstrengender.

Anonym hat gesagt…

Hallo Anett,
herzlichen Glückwunsch zu deiner neuen PB. Ich war ja auch in Berlin, leider nicht so angenehmer Anlass (mein Jüngster wurde am Kiefer operiert, ist aber alles gut gegangen), aber habe oft an euch gedacht. Schön wenn es bei dir wieder so gut läuft.Wünsche dir noch schöne Trainingskilometer durchs Schlaubetal.

Liebe Grüße
Beate

Anett hat gesagt…

Beate,
danke für die Glückwünsche.
Ich hoffe, deinem Sohn geht es wieder gut. Wenn die Kinder krank sind, sind alle Bestzeiten Nebensächlichkeiten...

Laufmauselke hat gesagt…

Hallo Anett, schön, das es wieder aufwärts geht. Auch von mir herzlichen Glückwunsch zur PB :-)
Wir sehen uns im Schlaubetal.
Liebe Grüße von
Laufmaus Elke

Anonym hat gesagt…

Dein Grinsen im Ziel habe ich gesehen. Glückwunsch und Respekt! Besonders freut es mich, dass Du neben Deiner überstandenen "Eisernen Schwächeperiode" das Ziel U50 nunmehr für realistisch hälst, im Kopf fängt alles an. Ein Blick voraus, hast Du schon eine Unterkunft für den BM Ende September? Hiermit steht das Angebot vom BGA aus Berlin-Biesdorf.

Anonym hat gesagt…

mensch anett,

wenn die ferro speicher wieder komplett voll sind, knackst du die 50 minuten mit leichtigkeit.
das wirft dann nebenbei natürlich auch ein neues ziel zwingend mit auf:
hm in 1:45min, ach und marathon in......

;-)))

Anett hat gesagt…

@Elke, Berlin läufst du nicht und bist auch nicht beim Forumstreffen dabei?

Ach, der Bga. Schön, dich hier zu lesen. Deine Entwicklung ist aber auch mehr als beachtlich. Für Berlin habe ich schon vorgesorgt, danke für das Angebot. Aber eine Woche vorher haben wir ja noch einen anderen Termin in Jena...

@Oli, jetzt mach mir mal nicht angst ;-).