Auch wenn ich zum Lernen nur den HM gelaufen bin, könnte das jetzt etwas lang werden, weil ich unwahrscheinlich viele Eindrücke von diesem Wochenende mitgenommen habe :-)
Los ging es am Freitag pünktlich zum Feierabend um 14 Uhr. Erst habe ich Binchen vom S-Bahnhof Schönefeld abgeholt (das hat mir den Weg durch Berlin gespart) und dann ging es auf der Autobahn Richtung Thüringen. Leider sind wir dann in einen Stau geraten und über die Landschaften gedüst. Ausgerechnet zum Rennsteigwochenende musste dann ein wichtiger Tunnel gesperrt werden, so dass es im Stopp and Go durch Zella-Mehlis ging. Naja, kurz vor neun waren wir dann in Schmiedefeld zum Foritreffen, mit fast 2 Stunden Verspätung. Anderen ging es aber auch nicht besser. Eine Stunde später machten wir uns dann auf unsere letzte Etappe nach Suhl, wo wir Quartier bei Franks Tante bekamen, die auch schon auf uns wartete.
Geschlafen haben wir dann gegen 23:30 Uhr und ich war echt kaputt, die Fahrt hatte angestrengt.
Um 5 Uhr wurden wir dann geweckt (ich hatte eine schlafarme Nacht) und eine Stunde später saßen wir im Auto in Richtung Oberhof. Dort hat alles reibungslos funktioniert, so dass wir beizeiten in unserem Startblock waren. Die Stimmung dort war super, der Hubschrauber kreiste mehrmals im Tiefflug um uns und kurz vorm Start wurde zum Schneewalzer geschunkelt. Auch ich war guter Stimmung und freute mich auf den Lauf, den ich als Trainingslauf absolvieren wollte. Es war mit ca. 3°C ganz schön kalt, so dass ich mich für eine lange Hose, langes dünnes Shirt und eine Windjacke entschieden habe. Den Fotoapparat habe ich dann doch zu Hause gelassen, da das Wetter keine Sonne versprach.
Dann ging es los, für uns als Neulinge erst im Zweitstart 12 Minuten später. Zuerst ging es bergab, aber bei mir lief es erst gar nicht. Noch schlimmer war es auf dem ersten kleineren Anstieg, ich war einfach kalt und die Beine noch nicht auf Betriebstemperatur. So bin ich sehr gemäßigt losgelaufen, wurde am Anfang nur überholt, obwohl ich immer noch eine 6er Pace hatte. Nach etwa 2,5 km ging es vom Asphalt auf den eigentlichen Rennsteig und ordentlich bergauf. Mit dem Wechsel auf Waldboden lief es bei mir besser und ich war endlich warm, so dass ich die Jacke auszog und um den Bauch gebunden habe. Das belies ich bis zum Schluss so und hatte kein Problem damit, so dass ich auch das mal ausgetestet habe, denn am Start hätte ich nicht ohne Jacke stehen wollen.
Der Anstieg ging moderat, aber unaufhörlich über mehrere km nach oben. Und dort habe ich mich echt wohlgefühlt, war ständig am Überholen, abbremsen, an gehenden Läufern vorbei schlängeln, über Wurzeln springen,... es hat einfach Spaß gemacht. Klar war es unrythmisches Laufen, aber es war auch unwahrscheinlich motivierend, relativ locker laufen zu können, wo andere gehen mussten. Und das als Flachlandtiroler ;-). Und so war ich erstaunt, als wir nach ca. 7 km relativ unspektakulär die höchste Erhebung des Laufes erreichten, den 973 m hohen Beerberg. Dieser lag immerhin 150 m über dem Startort.
Aber da oben war leider Nebel (oder Wolken), so dass man von der sonst wohl grandiosen Aussicht nichts mitbekommen hat.
Danach ging es dann das erste Mal nach unten. Ich bin sonst nicht so der Bergabläufer, dort verliere ich eher Boden. Und auf dem Rennsteig wollte ich erst recht vorsichtig sein. Doch selbst dort habe ich weiter überholt. Es hat richtig Laune gemacht, es runterzu laufen zu lassen, über Wurzeln, Schotter, Hohlwege... so wie ich es auch von hier kenne und das war wohl mein Vorteil.
Auf die Uhr habe ich nur ab und zu mal sporadisch geschaut, den Puls etwas im Blick gehabt, der aber moderat blieb, so wie ich es vorhatte. Irgendwo nach den vielen Anstiegen hatte ich eine Gesamt-Pace von 6:23 min/km, die ich mal so zufällig mitbekommen hatte.
Auf der Schmücke bei km 9,5 gab es dann den ersten Verpflegungspunkt. Dort war gerade richtig dicke Suppe, auf Bildern sieht das noch heftiger aus und es sollen dort nur 1°C gewesen sein. Trotzdem habe ich nicht gefroren, obwohl ich Gehschritte eingelegt habe, um in Ruhe zu trinken. Ich hatte es ja nicht eilig. An den Getränkestationen habe ich übrigens die einzigen Gehschritte eingelegt.
Dann ging es gestärkt weiter, erst mal viel bergab. Zeitweise wurden die Wege sehr eng und man musste sehr konzentriert laufen, weil durch die vielen Läufer die Sicht auf den Boden eingeschränkt war. Aber es ist alles gut gegangen, in meiner näheren Umgebung stolperten nur einige, ohne aber zu stürzen.
Nach km 15 gab es wieder eine Getränkestation, wo man erkennen konnte, dass der nächste Anstieg wartet;-). Also auch einen Becher Cola geschnappt, im Gehen ausgetrunken, der mir aber eine Weile etwas im Magen lag. Dieser Berg war dann schon schwieriger, weil man ihn nicht mehr auf dem Plan hatte und er sich recht lange hinzog. Trotzdem habe ich ihn gut gemeistert, doch danach ab km 17 ging es etwas zäher. Doch dort gab es dann endlich bei kurzem Sonnenschein eine tolle Aussicht auf Suhl und das bekannte Ringberg-Hotel. Aber ich hatte ja keinen Fotoapparat mit ;-).
Kurz darauf habe ich aber eine nette Mitläuferin gefunden, die in etwa mein Tempo lief und zusammen haben wir die letzten 3 km bewältigt und uns ausgetauscht. Denn es war auch ihr erster Rennsteiglauf. So verging die Zeit, man merkte die Anstrengung nicht so und wir überholten weiter jede Menge Läufer. Das hat einfach Spaß gemacht, so dem Ziel entgegenzustürmen.
In Schmiedefeld standen dann viele Zuschauer, die einen antrieben, auch unterwegs standen viele Menschen. Und im Ziel war dann der Teufel los. Einfach unglaublich! Nach dem Zieleinlauf haben wir uns dann umarmt und dann kam auch gleich Binchen, die meinen Namen gehört hatte. Es wird nämlich angesagt, wer gerade ins Ziel läuft. So hatten wir uns gleich gefunden, haben zusammen unsere Kleiderbeutel geholt und sind erst mal duschen gegangen, denn die Kälte kroch ganz schön in die Glieder.
Anschließend habe ich mich gar nicht lange aufgehalten, bin mit dem Transferbus nach Oberhof zurück und habe in Suhl die Tante abgeholt, die auch mal eine Rennsteigparty erleben wollte. Zu dritt standen wir dann über 2 Stunden im Ziel und haben uns die Marathonis und Supermarathonis angeschaut und natürlich auf bekannte Forumsläufer gewartet. Davon war nicht eine Minute langweilig, es war immer was los, der Sprecher hat die Zuschauer animiert und informiert. Aber auch die ankommenden Läufer zu beobachten war interessant. Einige sahen aus, als ob sie gerade losgelaufen sind, andere legten einen unglaublichen Schlussspurt hin und dann gab es welche, die ihre Kinder ins Ziel trugen. Unglaublich. Und alle uns bekannten Läufer kamen glückstrahlend ins Ziel und wir freuten uns mit ihnen.
Danach sind wir langsam ins Festzelt, wo um 18 Uhr die Party losging. Was wir dort in den nächsten 5 Stunden erlebten, kann man nicht beschreiben, man muss es erlebt haben. Nur soviel: ich habe zwischendurch mal kurz gesessen, um einen Happen zu essen, ansonsten wurde AUF den Bänken getanzt.
Um 23 Uhr wechselte dann das Publikum, die einheimische Dorfjugend erschien, und wir verließen erschöpft die Feststätte, um gegen 1 Uhr müde und kaputt ins Bett zu fallen.
Es war ein wunderschönes Wochenende und im nächsten Jahr laufe ich den Marathon, wenn ich gesund bleibe. Nur die Anreise muss ich überdenken, denn nach der langen Fahrt mit der extrem kurzen Nacht hätte ich keine 43 km laufen wollen.
Ach ja, meine Zeit war 2:08:57 h, mit der ich sehr zufrieden bin, denn ich bin relativ locker gelaufen, niemals am Anschlag. Trotzdem hatte ich ungewohnten Muskelkater im vorderen Oberschenkel vom Bergablaufen. Das hat sich auch gestern beim Regenerationsläufchen gezeigt: Hügel hoch war kein Problem, wieder runter war aua.
So, nun habe ich fertig, nächstes Jahr wird der Bericht dann hoffentlich nicht doppelt so lang ;o).
13 Kommentare:
Ein schöner Bericht von einem schönen Wochenende. Bei mir ging es auf dem Rennsteig auch so los.
Bis bald irgendwo
Jörg
bzw. wird der Lauf dann doppelt so schön. Bzw. sogar ein bisschen mehr ;-)
Ach wie schön! Ich freu mich mit. HM laufen ist einfach immer was Feines :o)
@Jörg, danke. Ja, jeder fängt mal klein an ;-).
@Lizzy, naja, ich nehme mir da nix vor. Marathon ist eben lang und die letzten km sind dann manchmal eben nicht mehr schön.
@Hase, ich glaube, für dich wäre das nichts, weil da so unglaublich viele Leute über einen schmalen Weg rennen. Die Strecke selbst würde dir aber bestimmt gefallen. Aber ich finde auch, dass HM´s eine schöne Strecke sind, nicht so ein Gehetze und irgendwie kommt man durch :-).
Danke für den lebendigen Bericht - da ich mal ne Woche in Schmiedefeld in Urlaub war, hab ich ne Ahnung, wo es lang ging, das machts noch lebendiger. Ich WILL auch mal Rennsteig, menno.
Schöner Bericht von einer bestimmt tollen Strecke!!!!
Wie gut, dass ich nicht so der Rummel-Trubel-Party-Typ bin, denn dann müsste der Lauf ja auch noch auf die "Unbedingt-to-do-Liste"!
Deine Zeit ist wirklich spitze für solch Berglauf! Hast Du fein gesprungen! In Spanien wurde auch gerade wieder sehr schonungslos festgestellt, wie grottig grusig schlecht ich abwärts "springe". Das wird jetzt geübt! *nick* Vielleicht sollten wir uns da noch einmal austauschen! ;-)
LG Moni
@Anja, das kannst du haben *kopfnick*. Die bieten dort auch alle möglichen Wander- und Walkingstrecken an, falls es bei dir mit dem Laufen noch nicht klappt.
@Moni, ich muss auch nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Aber Rennsteig ist nicht irgendeine Party. Da sind alle miteinander fröhlich, ohne total auszuflippen... ich kann´s nicht beschreiben. Man MUSS es erlebt haben. Und die Strecken dort sind ja für dich gemacht mit ihrem ständigen Auf und Ab.
Boah, super Anett. Hatte schon fast vermutet, dass Du beim nächsten Mal den Ganzen laufen wirst :-)
Toll Dein Bericht und der Lauf. Aber Flachlandtiroler? Ich glaub, Du warst noch nie bei Frau Blumenmond oder mir in der Gegend *lach*
Und die Party muss ja wohl der Hammer sein, bis jetzt habe ich nur begeisterte Stimmen gehört vom Rennsteig und der anschließenden Feier. Ein Bekannter von mir war jetzt auch dort, ist den SM gelaufen, leider mit wegen Krankheit im Vorfeld zu wenig Training. Aber im nächsten wird er auch wohl wieder dabei sein.
@Michi, danke. Den ganzen will ich eigentlich schon lange laufen, wollte aber vorher mal überhaupt die Berge testen ;-).
Ja, mit dem flach ist wohl relativ. Unsere mit Abstand höchste Erhebung ist nur etwa 150 Meter, für Thüringer Verhältnisse eben pillepalle. Aber ganz flach topfeben laufe ich wirklich selten...
Hallo Anett, ein schöner Bericht. Eigentlich hätten wir uns in Oberhof auch über den Weg gelaufen sein. Ich habe den Start der Halbmarathonis verfolgt. Bin allerdings aus Krankheitsgründen bei der 17 km Walkingstrecke nach Euch gestartet.
Ich liebe am Rennsteig dieses ständige Auf und Ab, die Wurzelwege. Du wirst auf der Marathonstrecke sicher auch viel Spaß haben!
Liebe Grüße
Ramona
Hallo Ramona, ist ja´n Ding. Innerhalb von einer Woche waren wir bei den gleichen Veranstaltungen.
Nächstes Jahr ist der Rennsteig für mich dann die Vorbereitung für den Run&Bike.
Nun bin ich endlich auch bis zu deinem Bericht vorgedrungen. Super gelaufen, super gefeiert und super berichtet. Der Muskelkater ist hoffentlich nun vorbei und du hast dich gut erholt.
Trainier mal fleißig für das nächste Jahr, weil, dann können Renn-Schnecke, cabo, du und vielleicht auch ich einen Mädelsvierer über den Rennsteig laufen ;-))).
Viele Grüße ins Schlaubetal
Tati
@Tati, Mädelsvierer hört sich gut an :-). Ich werde mir mit dem Training Mühe geben und hoffe, dass ich nicht wieder mehrmals ausgebremst werde.
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