Im Moment ist gerade Lenamanie, aber hier hat uns letzte Woche auch ein anderes Thema sehr beschäftigt und noch ist es nicht vorbei - das Oderhochwasser.
Jeden Morgen haben wir gebannt nach dem Pegelstand in Ratzdorf geschaut, dort wo die Neiße in die Oder fließt, welche genau dort die deutsche Grenze überschreitet. Und durch dieses Ratzdorf, vorbei an dem mittlerweile bekannten Pegelhäuschen, bin ich vor 2 Wochen im Rahmen des Run&Bike gefahren. In Ratzdorf ging es auf den Oderdeich, auf dem wir ca. 20 km abgefahren sind. Dieser ist auf Grund des Hochwassers gesperrt und damit wäre der Run&Bike nicht möglich gewesen. Die Organisatoren und auch Sportler hatten somit ein Riesenglück, dass die Veranstaltung so früh im Jahr stattfand. Nächstes Jahr ist sie erst Anfang Juni...
Aber eigentlich wollte ich 13 Jahre zurück blicken. Als sich hier das Hochwasser anbahnte, kamen so einige Erinnerungen an 1997 und die damalige Jahrhundertflut hoch. Für mich und meine Familie war es generell eine aufregende Zeit. Wir sind gerade in unser neugebautes Haus gezogen, die Kinder waren klein, ich war mitten in einer 2-jährigen Abendschule und ganz nebenbei waren wir beide auch vollbeschäftigt. Unglaublich, wie wir das alles damals gestemmt haben, ich muss es nicht mehr haben, aber nun ist mir auch klar, warum ich jetzt die Zeit zum Laufen habe ;-). Aber das nur nebenbei.
Als wir Mitte Juli 1997 eingezogen sind, musste unsere Umzugsfirma anschließend noch nach Frankfurt, um gefährdete Büros zu räumen. Aber trotzdem hatte zu diesem Zeitpunkt niemand mit einem solchen Ausmaß gerechnet. Damals waren auch die Medien unaktuell, Internet gab es ja noch nicht, und eine Kollegin von mir brachte immer schon aktuellere Wasserstände ins Büro, da sie odernah wohnte. Dann brachen die ersten Deiche und es gab Evakuierungen. Gleichzeitig wurde hier vom Bundeskanzler das Warmwalzwerk im EKO eröffnet, für unsere strukturarme Gegend ja ein Segen. So lagen Glück und Pech für eine Region unglaublich dicht beieinander. Die Feier dafür fiel aber nur ganz klein aus, das Pompöse wurde später nachgeholt.
In meinem direkten Bekanntenkreis hatte es zum Glück niemanden ernsthaft getroffen, aber es gab schon einige Härtefälle, wo das Haus wochenlang im Wasser stand, weil ja in einer Niederung auch der Abfluss fehlt. Die Hilfs- und Spendenbereitschaft war aber enorm, in Krisen halten die Menschen doch zusammen, auch wenn es im Nachhinein doch noch Neid und Missgunst über die Verteilung der Hilfen gab.
Franks Oma, die sich immer noch guter Gesundheit erfreut, wurde in dieser Zeit 80. Die geplante Feier im Garten der Schwiegereltern fiel auch dem Wasser zum Opfer, das Grundwasser stand einen halben Meter hoch. Kurzerhand haben wir dann bei uns gefeiert, mit ein bisschen Improvisieren war das kein Problem, denn bei uns fehlte es kurz nach dem Einzug noch an einigem. Auch unsere Katzen bekamen wir schon etwas früher als geplant, da meine Kollegin andere Tiere in ihrem Hof unterbringen musste und plötzlich auch selbst bedroht war. Aber am Ende ist alles gut gegangen.
Das Merkwürdige damals war, dass in der Zeit des Hochwassers herrlichstes Sommerwetter war und man sich das, wenn man es nicht unmittelbar gesehen hat, gar nicht vorstellen konnte.
Ja, das war eine aufregende Zeit damals. Sagte ich das schon? Aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis kamen viele besorgte Nachfragen, weil wir doch gerade umgezogen waren. Aber uns hatte es ja in die "Berge" verschlagen ;-). Aber einigen ist wirklich das nagelneue Haus abgesoffen... Schon traurig, auch wenn man Ersatz bekommt, doch einige persönliche Dinge wie Fotos sind eben unersetzlich.
In den letzten Jahren ist in den betroffenen Orten viel passiert, alle Häuser sind saniert und auch neue gebaut worden und vor allem die Deiche wurden repariert.
Hoffentlich halten sie weiterhin so dicht wie bisher, denn nach den derzeitigen Regenfällen wird wohl mit einer weiteren Welle Ende der Woche gerechnet.
4 Kommentare:
Interessanter Post - Hast auch noch ein paar Fotos von heute oder damals?
Grüße
Jörg
Puh - ist das wirklich schon 13 Jahre her? Irre, wie die Zeit vergeht.... und was für ein Glück für euch, dass ihr in den "Bergen" wohnt ;-)
Sehr interessant hast du das geschrieben!
@Jörg, leider nein. Ich wohne nicht gerade odernah und den Hochwassertourist zu spielen, ist und war mir immer zuwider, zumal die Zufahrten auch abgesperrt sind.
@Hase, danke :o). Für mich war es auch interessant, vergessen geglaubte Erinnerungen wieder vorzukramen.
Jetzt wundere ich mich auch gerade, dass das schon 13 Jahre sind. Wahnsinn, wie schnell verfliegt denn die Zeit??
Danke für den interessanten (blöder Ausdruck in Zusammenhang mit so einer Katastrophe) Einblick. Für uns hier ist das ja weit weg gewesen, aber für Euch, da war das Leid der Menschen sehr viel näher.
Meine Ma hat einen 100jährigen Kalender, bekommt sie fast jedes Jahr. Zuerst dachte ich immer, was für ein Quatsch. 2008 und 2009 stimmte so gut wie alles was dort drin stand, auch in diesem Jahr passte es, der lange Winter, der kaum vorhandene Frühling/Sommer. Ende April habe ich mir die Folgemonate angesehen und es stand dort u.a. Stürme und Überschwemmungen. Da hatte ich dann wieder meine kleinen Zweifel, aber kurz darauf war es an der Oder wieder soweit.
Ich hoffe sehr für die Menschen dort, dass die Deiche halten! Sowas muss niemand ein zweites Mal mitmachen, es reicht schon die Angst, dass die Deiche halten und die ganze Arbeit, die jetzt schon die zahlreichen Helfer vor Ort haben.
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