Deshalb habe ich in diesem Jahr Martina angesprochen, ob sie wieder mit mir laufen wolle, im letzten war es umgekehrt. Ich wollte es einfach ihr und natürlich besonders mir beweisen.
Punkt 8 Uhr sollte es losgehen, ich würde für uns wieder anlaufen und als ich so erwartungsfroh im Startpulk stand, bemerkte ich in leiser Panik, dass ich vergessen hatte, mein Startnummernband umzubinden. Schnell zum Rucksack geflitzt, das Band rausgekramt und wieder einen günstigen Startplatz zurückerobert. Das sollte nicht die einzige Schrecksekunde des Tages bleiben...
Dann ging es los, insgesamt 256 Paare machten sich auf den Weg der Marathondistanz. Ich bin gut weggekommen und nach wenigen hundert Metern habe ich mich eingebremst und gleichzeitig meine Jacke ausgezogen und um den Bauch gebunden, da ich noch nicht gleich mit einem Wechsel rechnete. In diesem Moment wusste ich aber noch nicht, wie lange ich wirklich auf einen Wechsel warten bzw. laufen musste. Schon bald ging es nämlich von der breiten Straße auf einen engen Waldweg, teils moddrig und es war für die Radfahrer schwierig, an den Läufern vorbei zu fahren. Erschwert wurde das Ganze dann noch durch einen heftigen und längeren Anstieg, bei dem ich sogar Probleme hatte, an schiebenden Radfahrern vorbei zu laufen. Dann war dieser Anstieg geschafft und es ging auf breiter Straße weiter. Langsam machte ich mir aber ernsthaft Sorgen, ob mich Martina im Pulk vielleicht übersehen hatte und vorbei gefahren ist. Plötzlich rief es von hinten "Hallo Anett". Es war zwar "nur" Kathrin auf ihrem Weg zu Dieter, aber nun war ich guter Dinge, dass ich nicht übersehen worden bin. Kurz danach hatte mich dann auch Martina eingeholt und wir konnten nach ca. 4,5 km wechseln. War aber auch bitternötig, da ich mit so einer langen Strecke nicht gerechnet hatte und etwas zügiger losgelaufen bin. Doch über eine Pace von 5:03/km bei diesem Anstieg und brutto gemessen war ich mehr als erstaunt. Mein lieber Scholli. Denn am Limit war ich noch nicht gewesen. Die nächsten km ist dann Martina immer knapp 3 km gelaufen, während ich es bei reichlich 2 belassen habe, mir stak der erste Abschnitt doch ganz schön in den Knochen. Doch zum Glück habe ich mich auf dem Rad recht gut erholen können, da ich gleich den Anschluss gesucht habe.
Nach meinem 3. Abschnitt geriet ich aber in völlige Panik und Hilflosigkeit. Beim Losfahren lies sich das Rad nämlich nicht fahren, ich konnte nur im Leerlauf treten und bin nicht vorwärts gekommen. Nun war guter Rat teuer. Erst dachte ich, dass die Kette abgesprungen ist. Da habe ich eine Weile rumgefummelt und mir schöne schwarze Finger geholt ;o). Dann habe ich aber gesehen, dass die Kette auf dem kleinsten Kranz liegt und da ich mich mit dem Rad nicht auskannte, habe ich einen anderen Teilnehmer gefragt, der gerade am Rand stand. Er hat mich dann in die Schaltung eingewiesen, die bei diesem Rad auf beiden Seiten war. Ich muss sie beim Bremsen wohl versehentlich betätigt haben. Naja, typisch Frau. Ich hätte mich ja vor dem Lauf mal einweisen lassen sollen ;o).
Martina war inzwischen gefühlt meilenweit enteilt. Nun musste ich in Eilfahrt durch den engen holprigen Feldweg an den ganzen anderen Läufern und Radfahrern vorbei, was ganz schön Kraft gekostet hat. Aber ich war heilfroh, dass ich überhaupt wieder fahren konnte. Nicht auszudenken, wenn es wirklich eine Panne gibt...
So gingen dann die km dahin. Es war nie langweilig oder eintönig, eben toll, wenn man einen Begleiter hat. Auch die Zuschauer waren klasse, viele bekannte Gesichter unter ihnen, die uns persönlich anfeuerten. Eine ganz tolle Leistung lieferte aber unser Vereins-Vorsitzender ab, der an sage und schreibe 5 Stellen mit seinem Anhang stand und Fotos von uns allen Läufern schoss, die sich ja über einen großen Zeitrahmen hinzogen. Grandios!!!
Die Strecke selbst war nicht immer einfach zu laufen, teilweise sehr matschig und hügelig. In der Regel trafen mich diese Bergauf-Laufabschnitte, aber auch mit dem Rad sind sie nicht einfach zu bewältigen. Einmal habe ich sogar meine Partnerin abgehängt ;-). Überhaupt habe ich am Berg oft überholt, ein ganz neues Gefühl.
Gegen Ende haben wir die Wechselabschnitte verringert, es war einfach effektiver, denn die Müdigkeit setzte eher ein. Wir hatten aber keine Ahnung über unsere Platzierung. Ständig bewegten wir uns in einem Pulk mit gemischten oder Männer-Paaren, in der Regel immer die gleichen. Doch ich bekam auf den letzten km mit, dass wir von den Zuschauern Sonderapplaus bekamen, weil wir ein Frauenteam waren. Da muss es vor uns noch nicht so viele gegeben haben. Das spornte noch mal mächtig an und wir schafften sogar wieder Abschnitte unter 5min/km. Und dann waren wir in genau 3:44:00 h für 43,5 km im Ziel, auf dem letzten km noch ein paar Männerpaare überholend ;-). Doch der Transponder wollte einfach nicht piepen, was später noch eine Rolle spielen sollte. Ich hatte angenommen, dass ich es nur nicht mitbekommen habe.
Danach haben wir uns etwas gestärkt und dann wollte ich unsere Urkunden abholen. Aber die waren einfach noch nicht fertig gedruckt. So haben wir dann die Siegerehrung abgewartet und nun gab es die Überraschung. Wir wurden als 4. Frauenpaar auf die Bühne gerufen und bekamen dann dort unsere Urkunde und auch einen Preis. Da konnte ich ja lange warten ;o).
Eine Mail an den Zeitnehmer hat auch dieses Malheur korrigiert, da es eine manuelle Einlaufliste gab. So sind wir dann 4. von 24 Frauenpaaren und 148. von 253 Paaren insgesamt geworden. Damit sind wir total zufrieden und ich habe meine Schmach aus dem Vorjahr getilgt, denn ich bin im Schnitt fast 40 Sekunden pro km schneller gewesen als im letzten Jahr.
Als wir dann zum Auto gehen wollten, hat mir mein unbekannter Radbau-Helfer gratuliert und ich mich bei ihm noch mal bedankt.
Eine wirklich tolle Veranstaltung, die wir im Anschluss noch ein wenig feiernd gewürdigt haben.