Montag, 29. April 2013

Hamburg-Marathon 2013

Der Hamburg-Marathon stand schon lange auf meiner Liste, doch bisher hatte es noch nie geklappt. Leider, wie ich nun im Nachhinein sagen muss.
 
Ursprünglich sollte er als langer Vorbereitungslauf für den SM auf dem Rennsteig dienen. Doch dieses Jahr war bisher nicht mein Jahr. Im Januar 2 mal erkältet, im Februar sogar mit Fieber krank, fehlten mir doch so einige Trainingskilometer. Ich bin bis zu diesem Zeitpunkt noch nie so wenig gelaufen wie in diesem Jahr
Im März kam ich dann doch langsam ins Rollen, ich schaffte als lange Läufe hügelige 21,5 km, flache 25 km und den Schneeglöckchenlauf von 30 km. Alle Läufe waren aber relativ entspannt und bei teilweise nicht einfachen Bedingungen. Das lies hoffen.
Da ich 2 Wochen vorher aber wegen der Witterungsbedingungen den langen Lauf abrrechen musste, holte ich diesen genau 12 Tage vor Hamburg nach und war mit diesen 26 km sehr zufrieden. Doch irgendwie muss ich mich da verkühlt haben, denn 3 Tage später hatte ich wieder einen handfesten Schnupfen :-(. So bin ich an dem Wochenende vorm Marathon gar nicht gelaufen (den hätte ich absagen müssen, hätte er da schon stattgefunden), lediglich eine kleine Radtour haben wir unternommen. Wenigstens hatte ich keinen Husten, sondern nur eine unendlich laufende Nase. Am Montag ging es mir besser und ich habe einen kleinen Testlauf mit Pulsuhr unternommen. Da dieser schön niedrig blieb, wusste ich, dass ich in Hamburg starten kann. Allerdings völlig ohne Zeitziel...
 
So ging es am Samstag mit Beate nach Hamburg, wo meine Gastgeber noch Geburtstag gefeiert haben und bin auch erst um Mitternacht ins Bett. Ich hatte ja außer Sightseeing und einigermaßen heile ankommen nix vor.
 
Am Marathonmorgen war es ganz schön frisch, so dass ich mich für ein dünnes Langarmshirt und eine Kniehose entschieden habe. Auch wenn es dann wärmer wurde, war ich mit meiner Wahl zufrieden, denn an schattigen Stellen blies teilweise ein kalter Wind.
Nach dem Start musste ich erst mal auf Betriebstemperatur kommen, die Beine waren ganz schön eingefroren. Aber ich wollte es ja eh langsam angehen. Da ich im Idealfall mit 4:30 h geliebäugelt hatte, wollte ich auch so starten. Ich hatte seit langem mal wieder die Pulsuhr dabei und wollte diese zur Paceregulierung nutzen, um nicht zu überziehen. Das funktionierte zu Beginn gar nicht, weil sie astronomische Höhen erreichte. Das Laufen fühlte sich auch schwer an, also lieber Pace raus. So war auch der erste 5er Abschnitt der langsamste von allen, aber es ging auch stets leicht bergan.
Dann hat sich auch die Pulsuhr eingepegelt und zeigte konstant niedrige Werte an. Teilweise so niedrig wie beim langen Lauf. Das musste dann doch nicht sein und so habe ich nach 5 km langsam die Handbremse gelöst und es nach Gefühl laufen lassen. Künstlich einbremsen wollte ich mich ja nun auch nicht. So genoss ich dann die Strecke, die Stimmung, das Wetter und gerade die ersten 13 km flogen nur so dahin.
Da meine Bekannten bei km 15 stehen wollten, hielt ich nach ihnen langsam Ausschau. Das lenkte auch noch mal ab, aber die Enttäuschung war bei mir doch da, als sie nicht dort standen. Beim Blick auf die Uhr klärte sich das schnell: ich war schneller als gedacht und von mir angesagt ;-). Kurz danach ging es für einige hundert Meter in einen Straßentunnel, die Zeitmatte für km 15 befand sich sogar darin. Erst hat mir das gar nicht gefallen, bin ich doch lieber in der natur, doch dann kam Gänsehautfeeling auf, als alle Läufer dort im Rhytmus zu klatschen begannen und das an den Wänden widerhallte. Krass!
Danach ging es dann an der Binnenalster vorbei in die City mit einigen Stimmungshochburgen und kurz danach stand der walkende Martin, den ich zufällig erkannte. Ihn zu sehen habe ich mich riesig gefreut. Weiter an der Außenalster lang und über die HM-Marke in knapp 2:09 h. Mir ging es immer noch gut und meine Pace war nun deutlich schneller als zu Beginn. Wie würde es mir auf den nächsten km ergehen? In der Regel habe ich von km 25-30 am Meisten zu kämpfen, aber das ist wohl eher eine Kopfsache.
Ich bekam aber nun ein dringendes Bedürfnis, das war neu bei einem Marathon. Also habe ich unterwegs immer genug getrunken, zu warm war es ja auch nicht. So hielt ich nach einem freien Dixie Ausschau und hielt schon an einem an. Doch das war besetzt und als sich eine Weile nichts tat, rannte ich dann doch erst mal wieder weiter, bis der Stadtpark günstige Gelegenheiten bot ;-). Die ganze Aktion dauerte über eine Minute und drückte die Pace für diesen Abschnitt, ohne dass ich langsamer wurde...
Und weiter ging es. Bei km 27,5 wollten meine Bekannten wieder stehen und ich sah sie abermals nicht. Als wir schon fast aus dem Zuschauerpulk heraus waren, wurde ich dann entdeckt. Sie standen auf der falschen Seite.
Bei km 32 bekam ich feuchte Augen, so eine Stimmung erzeugten die vielen Zuschauer dort. Die Strecke war teilweise von ihnen verengt, man wurde mit seinem Namen (nicht nur dort) angefeuert, einfach Gänsehaut pur! Ich bin regelrecht geflogen und hatte in diesem Abschnitt eine Pace deutlich unter 6 min. Und mir ging es immer noch gut, auch bei km 35, an der nächsten Stimmungsstelle. Einfach gigantisch dieses Publikum.
Ab km 36 wurde es dann schwer, aber deutlich später, als ich es erwartet hatte. Nun musste ich wirklich kämpfen und 2 km später bin ich dann auch langsamer geworden. Mir war dann auch klar, dass es nichts mehr mit einem negativen Split wurde, auf den ich nach dem langsamen Beginn noch hoffte, denn auch die Pinkelpause hatte ja Zeit gekostet. Aber egal, ich komme deutlich früher ins Ziel, als ich vorher zu träumen wagte.
Bei km 41 wurde es dann fies, da haben die Hamburger einfach einen langen gemeinen Anstieg eingebaut. Dort wollten meine Bekannten noch einmal stehen und dieses Mal sah ich sie von Weitem auf einer Brücke. Da entstand auch dieses Foto,
 
wo ich entspannter aussehe, als ich mich wirklich fühlte. Doch bald danach ging es auf die Zielgerade und den roten Teppich. Einen Zielspurt habe ich nicht mehr hinbekommen, ich war nur froh, dass ich es endlich geschafft hatte. Geworden ist es dann eine Zeit von genau 4:21:00 h.
 
Zum Schluss habe ich die fehlenden Trainingskilometer ganz schön gemerkt und auch im Ziel ging es mir nicht ganz so gut. Die Beine, ohnehin keinen Asphalt gewöhnt, haben ganz schön gemeckert und ich musste mir erst mal was zum Sitzen suchen. Doch eine Dusche und ein alkoholfreies Weizen später war ich wieder fit und konnte die tolle Zielverpflegung genießen.
 
Tja, im Nachhinein habe ich wohl viel von meiner Substanz der letzten Jahre profitiert. Mit einer vernünftigen Vorbereitung wäre an diesem Tag unter diesen optimalen Bedingungen so einiges möglich gewesen. Schließlich war ich unter Abzug der Zwangspause nur etwa 10 Minuten langsamer als bei meiner PB.
Hamburg selbst war toll: die Strecke schön und abwechslungsreich, die Stimmung phantastisch, die Verpflegung reichhaltig (es hat wohl Engpässe zu Beginn gegeben, die ich nicht mitbekommen habe). Es gab auch Gels und Cola, für einen so großen Stadtmarathon nicht selbstverständlich. Und die Zielverpflegung lies auch fast keine Wünsche offen und man konnte sie auch noch nach dem Duschen nutzen.
 
Fazit: ich komme bestimmt wieder. In 2 Jahren findet der 30. Hamburg-Marathon statt. 

3 Kommentare:

Jörg hat gesagt…

Gratulation, für die Umstände und auch so warst du richtig gut. Bewiesen hast du meine These, dass die Laufjahre fast wichtiger sind, als die letzten 12 Wochen.

Grüße

Jörg

Anett hat gesagt…

Danke, Jörg. Ja, das Gefühl habe ich auch, dass die Laufjahre zählen. Nur wenn man auf PB aus wäre, sind die 12 Wochen davor mit Sicherheit wichtig.

Tati hat gesagt…

Endlich Zeit gefunden deinen Bericht zu lesen.
Klingt gut und wiederum für mich auch bekannt. Bisschen quälen auf dem letzten Stück ... wenn die Vorbereitung nicht optimal läuft.
Bis in 3 Wochen am Rennsteig ;-)

Liebe Grüße
Tati