Dienstag, 1. Juli 2008

Ein Halbmarathon mit Genuss und Freude

Im letzten Jahr habe ich mir nach dem AirportRun in Berlin-Schönefeld geschworen, diesen Lauf muss ich nicht noch mal haben. Langweilige Strecke, 15 km Gegenwind, verpasste Bestzeit.
Dann sprach mich bei einem Stadtmeisterschaftslauf Annekatrin an, ob ich dieses Jahr nicht dort laufen möchte. Sie wolle ihr HM-Debüt geben. Je mehr ich drüber nachdachte, um so besser gefiel mir die Idee, ihn ganz locker zu laufen. Nach meiner Eisenmangel-Diagnose wechselte dann das geplante Tempo von locker auf langsam, ich will im Herbst ja noch Marathon laufen! Gesagt, getan. Wir errechneten für Annekatrins Leistungsvermögen eine Zielzeit von knapp 2,5 h, also ein knapper 7er-Schnitt. Das gefiel mir gut und ich wollte für sie die Pace vorgeben.

Doch erst wurden wir mit dem Bus zum sog. Info-Tower mitten auf der Flughafen-Baustelle gefahren. Dabei überquerten wir schon mal die Startlinie, wunderten uns, als der Sprecher meinte, Start ist am Info-Tower, um uns dann nach dem Startschuss 500 Einlaufmeter wieder zurückzuschicken. Also ganz langsam bis zum Start getrabt und dann haben wir für einige Kilometer auch unser Tempo incl. einem Begleiter gefunden. Bei km 3 kurvte dann ein Auto vom rbb um uns herum, hielt mal an, denn die Reporterin wollte uns beim Laufen interviewen. Das klappte dann erst nach mehreren Anläufen, mal waren wir zu schnell, dann der Kameramann zu langsam und sie außer Puste. Schon irgendwie witzig, für uns abwechslungsreich, aber am Ende haben sie dann nur das Interview mit unserem Begleiter gezeigt.

Mittlerweile war es recht warm geworden, die Sonne brannte und der Wind vom letzten Jahr war nur ein laues Lüftchen. Das und ein langgezogener Anstieg, von denen es mehrere gab, ließen dann Annekatrin ab dem 10.km langsamer werden, bis dahin lagen wir noch im Plan. Bei mir kündigte sich dann eine Gebüschpause an, nur das Gebüsch war mit endlos langen Bau-Zäunen verstellt. So bin ich auf meiner Suche mal nach vorne gelaufen, dann auch wieder rückwärts, bis dann wie aus dem Nichts zwei Dixis vor mir auftauchten...
Danach galt es erst mal, Annekatrin einzuholen, sie war inzwischen ein ganzes Stück voraus gelaufen. Doch als es wieder bergan ging, hatte sie zu kämpfen und ich auch. Denn es war mittlerweile für mich sehr anstrengend, dieses für mich sehr langsame Tempo mitzulaufen. So haben wir uns kurz nach km 13 entschieden, das jeder sein Tempo weiterläuft. Die Durchschnitts-Pace betrug zu diesem Zeitpunkt 7:18 min/km. Ich bin dann in einem für mich angenehmen Tempo los, immer den Puls im Blick. Damit habe ich auch angefangen, nach und nach Läufer zu überholen, etliche mussten bei der Wärme auch gehen. Das hat richtig Spaß gemacht und ich habe dann immer Ausschau gehalten, wer nun mein nächstes "Opfer" wird.
Und ganz zum Schluss wollte ich es so richtig wissen und bin die letzten 1,5 km in 5:40 min/km gelaufen. Es war ein richtiger Steigerungslauf, einfach genial und ich war im Ziel nicht halb so kaputt wie nach so manchem Trainingslauf der letzten Zeit. Einfach toll, wieder Kraft in mir zu spüren. Am Ende ist es noch ein glatter 7er Schnitt geworden und eine Zeit von 2:28 h. Diese Zeit wäre im letzten Jahr undenkbar gewesen. Doch dahinter verbirgt sich ein Puls 20 Schläge unter üblichem HM-Puls und das von Vic angegebene Minimum bei etwas schnellerem Lauf als vorgegeben. Sonst habe ich mich immer an der oberen Grenze oder darüber bewegt. Es tut sich also was!!!

Im Ziel habe ich dann auf Annekatrin gewartet, die nicht so zufrieden war. Aber es war ihr erster HM und die Bedingungen nicht einfach.
Danach haben wir es uns bei der Tombola mit Stärkung gemütlich gemacht. Dort wurden jede Menge Flugreisen verlost. Als es um 2 Flüge nach Riga ging, diskutierten wir kurz über den Sinn einer Reise dorthin. Auf einmal meinte der Moderator, dass diese Flüge eine junge Dame aus Sieh..., Siehdichum ? gewonnen hätte. Mir war gleich klar, dass sich nicht unendlich viele Läuferinnen von dort in Schönefeld aufhalten. Dabei musste ich erst mal mein verschwitztes Shirt, wo die Startnummer noch feststeckte, als Beweis rauskramen. Weil ich davon ausgegangen bin, eh nichts zu gewinnen, lag es natürlich ganz unten in meinem Rucksack. So kann man sich täuschen.

Nun werden wir im Oktober unseren 20. Hochzeitstag in Riga verleben. Sozusagen die Hochzeitsreise nachholen, die wir aus Zeit- und Geldgründen (wir waren arme Studentlein) nie gemacht haben.
Ein wahrer Glückstag!

10 Kommentare:

Blumenmond hat gesagt…

Das ist ja mal klasse. Unverhofft kommt oft oder so. Glückwunsch zum Gewinn und einem Genußlauf.

Anonym hat gesagt…

Wow! Von mir auch Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn.

"Siehdichum" ist aber auch ein lustiger Ortsname, ist das :-)

Anonym hat gesagt…

Jau, so ein Lauf macht Spaß, selbst bei Wärme. Der Vorteil liegt darin, Du bist immer flotter geworden, statt zu schnell loszulaufen und dann einzubrechen. Pulsfortschritte machen sich ja auch gut bemerkbar. Hört sich gut an und sogar mit Interview. Klasse, hat auch nicht jeder und lenkt ab.

Viel Vorfreude auf den Oktober :-) aber die wirst Du auch ohne gute Wünsche sicher haben.

Anonym hat gesagt…

Hallo Anett,
Glückwunsch zum Gewinn und zum HM. Hatte kurz überlegt ob ich mich bei euch einklinken sollte, habe es aber aus Zeitgründen gelassen zumal ich beim Grand Prix eine ziemliche Pleite erlebt habe.
Heute bin ich auch mit einer viel schnelleren Läuferin gelaufen und sie meinte auch dass es ihr schwer fällt sich meinem langsameren Tempo anzupassen. Ist also nicht ungewöhnlich wenn man sonst schneller unterwegs ist. Erhole dich gut!

Liebe Grüße
Beate aus 5eichen

Anett hat gesagt…

@Anja, danke.

@Lizzy, die auch danke. Mit unserem Wohnort "ecken" wir immer mal an und ernten ungläubiges Staunen.

@Michi, ich wollte ja auch nur langsam laufen und ich merke wirklich wie es aufwärts geht. Unglaublich, wie ich mich vor Kurzem noch durch meinen Wald gequält habe, ohne es so richtig wahrzunehmen.

@Beate, ich habe über meinen Mann auch immer gemeckert, weil ihm mein Tempo zu langsam ist.
Aber es war dann wirklich sehr anstrengend (8er Schnitt), meine Beine haben richtig aufgeatmet, als sie dann normal laufen konnten. Aber Annekatrin hat es auch ohne mich geschafft und beim nächsten mal läuft es bei ihr dann auch besser.

Hase hat gesagt…

Ach wie schön! Einfach nur klasse, dein Lauf, der Gewinn, und wie schön du dich steigern konntest.

Es mag ja für Aussenstehende immer so ein bisschen überheblich klingen, wenn man sagt, "hach, dieses langsame Laufen ist für mich ja soooo anstrengend", aber ich glaube dir das sofort, dass du das ganz genau so empfunden hast.

Anett hat gesagt…

@Hase, danke.
Mit dem Langsamlaufen merkt man erst, wenn man selbst betroffen ist. Aber zumindest eine Ahnung hatte ich schon, dass das auch anstrengend sein kann.
Da bewundere ich immer Kathrin, die sich immer anpassen kann, für sie muss meine Geschwindigkeit auch Schlurfschritt sein ;-).

amandajanus hat gesagt…

Kathrin sit mal mit mir einen HM gelaufen, ich mit akutem Eisenmangel and er Grenze dessen, was man Laufen nennen kann und Kathrin nebenher, es war für sie viel zu langsam udn das war anstrengend, hinterher tat ihr alles länger weh als mir. Was ich sagen will: das habt ihr gut entschieden, denn am Ende muss man immer allein durch eine LAuf...andersrum, ohne Kathrin wäre ich damals nicht durchs Ziel gelaufen.
Und zu dem gewinn gratuliere ich dir auch, jawoll!!

mandy

Anonym hat gesagt…

Man das ist doch mal was ! Gerade letzte Woche habe ich einen Reisebericht aus Riga gesehen und ich glaube du kannst dich darauf freuen ! Ich jedenfalls freue mich für dich und natürlich darüber dass du wirklich gute Fortschritte machst !

Anonym hat gesagt…

herzlichen glückwunsch zum erfolgreichen lauf und erst recht zur reise. riga steht weit oben auf meiner reiseliste.

jetzt les ich weiter in deinem Blog, vor allem such ich den Bericht zum Eisenmangel. Bis bald!